Fake it till you make it – ein Konzept, das in vielen Selbsthilfebüchern und Motivationsseminaren auftaucht und in der modernen Welt immer populärer wird. Aber was genau steckt hinter diesem Ausdruck? Bedeutet es, sich zu verstellen und eine falsche Identität zu präsentieren? Oder gibt es tiefere psychologische und philosophische Gründe, warum dieser Ansatz in vielen Lebensbereichen als erfolgreich gilt? In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, was es bedeutet, fake it, und wie dieser Ansatz Menschen helfen kann, ihre Ziele zu erreichen.
Was bedeutet Fake it?
Der Ausdruck fake it ist eine Abkürzung für den englischen Satz „fake it till you make it“, was übersetzt so viel bedeutet wie „täusche es vor, bis du es erreichst“ oder „spiel die Rolle, bis du sie wirklich beherrschst“. Ursprünglich wurde dieser Ausdruck häufig im Kontext von Selbstbewusstsein und beruflichem Erfolg verwendet. Die Idee dahinter ist, dass Menschen, die sich selbst als kompetent und selbstbewusst darstellen, durch diese Selbstwahrnehmung tatsächlich zu mehr Kompetenz und Selbstbewusstsein gelangen können.
Das Konzept basiert auf der Vorstellung, dass der menschliche Geist und Körper auf die Art und Weise reagieren, wie wir uns selbst sehen und wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. Durch das „Vortäuschen“ eines Erfolges oder einer Fähigkeit können wir den richtigen mentalen Zustand erreichen, um diese Eigenschaften tatsächlich zu entwickeln. Es geht also weniger darum, absichtlich zu betrügen oder unehrlich zu sein, sondern vielmehr darum, die richtige Haltung zu entwickeln, die zu einem positiven Ergebnis führt.
Die Psychologie hinter Fake it
Die Idee, fake it, hat ihre Wurzeln in verschiedenen psychologischen Konzepten, von denen eines das sogenannte „Selbstwirksamkeitserleben“ ist. Dieser Begriff beschreibt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen zu bewältigen. Menschen, die sich selbst als fähig und kompetent betrachten, sind eher bereit, schwierige Aufgaben anzugehen und zu meistern.
Das Fake it-Prinzip ist eng mit dem Konzept der „Kognitiven Verzerrung“ verbunden, bei dem es darum geht, dass Menschen ihre Wahrnehmung der Realität in eine Weise lenken können, die ihrem Selbstbild oder ihren Zielen entspricht. Wenn jemand also vorgibt, selbstbewusst zu sein, kann er sich im Laufe der Zeit tatsächlich sicherer fühlen. Es ist ein Beispiel für das Phänomen der „Selbsterfüllenden Prophezeiung“, bei dem die Erwartung einer bestimmten Zukunft das Verhalten so beeinflusst, dass diese Erwartung tatsächlich wahr wird.
Ein weiteres psychologisches Konzept, das mit fake it in Verbindung steht, ist die „Power-Pose“. Diese Theorie besagt, dass Menschen, die eine aufrechte, selbstbewusste Körperhaltung einnehmen, nicht nur von anderen als kompetenter wahrgenommen werden, sondern auch ihr eigenes Gefühl der Macht und des Selbstbewusstseins steigern können. Das Vortäuschen von Selbstsicherheit durch die richtige Körpersprache kann also dazu führen, dass wir uns auch tatsächlich sicherer fühlen.
Fake it im Berufsleben
Im beruflichen Kontext ist fake it zu einer beliebten Strategie geworden, um Karriereziele zu erreichen. Besonders in Wettbewerbsumfeldern, in denen Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen gefragt sind, kann diese Strategie von Vorteil sein. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Auftreten in Bewerbungsgesprächen oder bei Präsentationen. Menschen, die Unsicherheit zeigen, könnten als weniger fähig wahrgenommen werden. Wenn jemand jedoch die Rolle des selbstbewussten Experten spielt, auch wenn er sich unsicher fühlt, kann dies das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken und zu besseren Ergebnissen führen.
Ein weiteres Beispiel für die Anwendung von fake it im beruflichen Bereich ist das Streben nach einer Führungsposition. Oftmals haben Menschen, die in eine Führungsrolle aufsteigen möchten, nicht alle erforderlichen Fähigkeiten oder Erfahrungen. Aber durch das Übernehmen von Führungsverantwortung, auch wenn sie sich noch nicht ganz sicher fühlen, können sie schnell lernen und die benötigten Fähigkeiten entwickeln. Hier spielt fake it eine Rolle, indem man sich die Haltung eines Führungscharakters aneignet und dadurch sowohl seine eigene Wahrnehmung als auch die Wahrnehmung von anderen verändert.
Fake it in sozialen Interaktionen
Auch in sozialen Interaktionen spielt das Konzept von fake it eine entscheidende Rolle. In der heutigen Welt, in der soziale Medien und Netzwerke eine immer größere Bedeutung erlangen, neigen viele Menschen dazu, ihre besten Seiten zu präsentieren, oft unabhängig davon, ob sie diese Eigenschaften auch tatsächlich besitzen. Das Phänomen des fake it lässt sich auch auf diese Art von Online-Präsenz anwenden.
Menschen, die ihr Leben in den sozialen Medien idealisieren, versuchen oft, eine Version von sich selbst zu zeigen, die erfolgreicher, glücklicher oder selbstbewusster ist, als sie es im realen Leben sind. Der Grundgedanke dabei ist, dass durch diese Darstellung ein gewisses Maß an Anerkennung und Bestätigung von anderen gewonnen wird, was wiederum zu mehr Selbstvertrauen führt. Interessanterweise kann dies tatsächlich dazu führen, dass Menschen, die anfangs nur vorgaben, selbstbewusst zu sein, im Laufe der Zeit tatsächlich ein höheres Maß an Selbstvertrauen entwickeln.
Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass Menschen, die sich selbst in sozialen Interaktionen als selbstbewusster oder erfolgreicher darstellen, nicht nur in den Augen anderer als solche wahrgenommen werden, sondern auch ihr eigenes Selbstbild positiv beeinflussen. Die Strategie des fake it kann also nicht nur dazu dienen, wie andere uns sehen, sondern auch, wie wir uns selbst sehen.
Risiken des Fake it-Prinzips
Trotz der vielen positiven Aspekte des fake it-Prinzips gibt es auch einige potenzielle Gefahren. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass man irgendwann in die Falle tappen könnte, sich so sehr in der Rolle zu verlieren, dass man seine wahren Gefühle und Unsicherheiten nicht mehr anerkennt. Das ständige Vortäuschen von Selbstsicherheit oder Erfolg könnte dazu führen, dass man die eigenen Schwächen verdrängt und sich mit falschen Erwartungen und Selbstbildern belastet.
Ein weiteres Risiko ist, dass das fake it-Prinzip zu Überforderung führen kann. Wenn jemand ständig eine Rolle spielt, die er nicht authentisch verkörpern kann, kann dies zu Stress, Angstzuständen und sogar zu einem Burnout führen. Die ständige Notwendigkeit, sich zu verstellen, kann sich langfristig negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken.
Wie man Fake it erfolgreich anwendet
Wenn man das Konzept von fake it richtig anwenden möchte, ist es wichtig, dies mit einer gesunden Balance zu tun. Anstatt sich zu sehr auf die falsche Darstellung zu konzentrieren, sollte man sich darauf fokussieren, positive, selbstbewusste Verhaltensweisen zu kultivieren, die sowohl das eigene Wohlbefinden als auch den langfristigen Erfolg unterstützen.
- Selbstbewusstsein entwickeln: Anstatt sich in einer Rolle zu verlieren, sollte das Ziel sein, sich Schritt für Schritt in diese Rolle zu entwickeln. Das bedeutet, dass man die Haltungen und Verhaltensweisen, die mit einem selbstbewussten oder erfolgreichen Menschen verbunden sind, bewusst übernimmt, aber auch die notwendigen Schritte unternimmt, um diese Fähigkeiten und Eigenschaften tatsächlich zu entwickeln.
- Authentizität wahren: Es ist wichtig, beim Anwenden von fake it authentisch zu bleiben. Das bedeutet, dass man nicht versucht, sich vollständig zu verstellen, sondern bestimmte Eigenschaften oder Haltungen übernimmt, die das eigene Wachstum fördern.
- Gesunde Grenzen setzen: Wenn das fake it-Prinzip zu Überforderung führt, ist es wichtig, sich Pausen zu gönnen und sich nicht zu sehr von der Rolle vereinnahmen zu lassen. Sich regelmäßig selbst zu hinterfragen und sicherzustellen, dass man mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen im Einklang bleibt, ist entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Anwendung dieser Strategie.
Fazit
Fake it ist mehr als nur ein Ausdruck – es ist eine Strategie, die Menschen hilft, ihre Ängste zu überwinden und in die Rollen hineinzuwachsen, die sie anstreben. Es ist jedoch wichtig, dieses Prinzip mit Bedacht und in einem ausgewogenen Rahmen anzuwenden, um sich nicht selbst zu verlieren oder den Druck zu erhöhen. In einer Welt, die oft von äußeren Erwartungen und Standards geprägt ist, kann fake it eine wertvolle Methode sein, um die eigene Wahrnehmung zu verändern und letztlich den Erfolg zu erreichen. Die wahre Herausforderung liegt darin, sicherzustellen, dass der Prozess authentisch bleibt und die persönliche Integrität gewahrt wird. MEHR